Gegen 6.00 h wachten wir auf. Die Sonne schien schon, die Außentemperatur betrug 22° bei einer hohen Luftfeuchtigkeit von 90%. Der Wind war immer noch relativ stark. Beim Frühstück rückten wir mit unserem Tisch in die Sonne, bisher undenkbar. Sogar ich fröstelte ein wenig. Angenehm war danach wieder das heiße Spülwasser aus dem Wasserhahn neben dem Auto. Um 7.45 h waren wir startbereit. Ich kontrollierte noch mal den Ölstand und Wasser im Kühlsystem, schien alles in Ordnung zu sein, wie auch Entelchen, das aufmerksam zuschaute, bestätigte. Unser heutiges Ziel war Carnarvon, eine Küstenstadt, etwa 235 km weiter südlich. Nach etwa 55 km zeigte uns ein Hinweisschild neben der Straße, dass wir soeben den südlichen Wendekreis "Tropic of Capricorn" überfahren hatten. Um 9.00 h erreichten wir bei Minilya den North West Coastal Highway, auf dem die Fahrt weiter nach Süden ging. Es herrschte kaum Verkehr, vielleicht alle Viertelstunde mal ein Auto. Die Landschaft war ziemlich eintönig, viel trockenes Gras so weit das Auge reichte. Hin und wieder kreuzten mal Ziegen oder Kühe die Fahrbahn. |
Je weiter wir nach Süden kamen, um so mehr änderte sich das Landschaftsbild. Immer mehr größere Sträucher und vereinzelt auch Bäume säumten die Straße und die Termitenhügel wurden immer weniger. An einer Stelle hielten wir plötzlich an. Mindestens 10 Adler (Wedge-tailed Eagle) saßen am Straßenrand und flogen auf, als wir anhielten. Einige ließen sich auf einem naheliegenden Baum nieder, andere kreisten in der Luft weiter. Das war schon beeindruckend, diese mächtigen Vögel in so großer Zahl zu sehen. |
Kurz vor 11.00 h, einige km vor Carnarvon, erreichten wir die Gascoyne Organic Farm, wo wir eigentlich einkaufen wollten. Viele Plantagen mit Mangos, Bananen, Tomaten u.a. erstreckten sich bis zum Horizont. In einer Info-Broschüre konnten wir später lesen, dass die Gegend hier um Carnarvon 70% des gesamten Gemüse- und Obstbedarfs West-Australiens deckt. Auf einem Schild am Eingang stand "Shop closed until may". Darauf zu warten war uns allerdings zu lang, schade, so ein Pech… Tomoko sammelte einige der am Boden liegenden noch grünen Mangos auf. Damit kann man in den nächsten Tagen sicher wieder einen leckeren Mango-Salat machen. |
Um 11.20 h, nach überqueren einer Brücke über den total ausgetrockneten Gascoyne River, erreichten wir Carnarvon, ein kleines Städtchen am Indischen Ozean. An der Straße zum Zentrum lagen mindestens 5 Caravanparks. Zunächst fuhren wir aber daran vorbei, da wir einige Dinge erledigen wollten. Im Info-Center deckten wir uns mit zahlreichen Broschüren ein, die uns für die kommenden Tage wertvolle Informationen liefern sollten. Besonders ein kleines Heftchen mit Hinweisen zu verschiedenen Stellen, wo man die lokale Vogelwelt beobachten kann, schien uns sehr interessant zu sein. Bei Woolworths ergänzten wir unsere Lebensmittelvorräte. In einem Laden "Mitre 10" konnten wir eine von zwei Gasflaschen für 12,25 $ wieder auffüllen, die inzwischen leer war. Nun war die Zeit für Kaffee und Kuchen gekommen. Neben einem IGA-Supermarkt fanden wir das Gesuchte, ein kleines Café. Der Kuchen war lecker, der Cappuccino allerdings zu schlapp. Um 13.00 h waren wir mit allem fertig und suchten uns einen Platz zum Übernachten. Der erste von den 5 vorhin gesehenen Campingplätzen "Capricorn Holiday Park" machte auf uns den besten Eindruck. Viele blühende Bäume und Pflanzen ließen den Platz erfrischend grün erscheinen. |
Tatsächlich erhielten wir hier für 35 $ einen schönen schattigen Platz, wo wir uns gleich mal häuslich einrichteten. Da wir in den nächsten Tagen vielleicht wieder auf Campingplätzen ohne Wasser und Strom übernachten wollen, füllte ich unsere beiden leeren 25 l-Tanks mit frischem Wasser auf, ebenso den Wasserbehälter unter unserer Spüle im Auto. Ich studierte gemütlich die mitgenommenen Prospekte, was mich ganz müde machte. Ein von Tomoko gemachter Kaffee machte mich nach dem schlappen Kaffee im Café wieder munter. Ich fing schon mal mit Tagebuch schreiben an, Tomoko arbeitete weiter an ihrer Übersetzung. Um 16.00 h inspizierte ich den nahen Swimmingpool. Dieser war vollkommen überdacht und von einem hohen Holzgitter umgeben. Er erinnerte mich fast an ein Hallenbad. Da der Wind wieder stark aufgefrischt hatte, war es mir zu kalt, im Schatten im Pool zu schwimmen und ich ging wieder zurück. |
Die Leute auf dem Platz hinter uns, die schon seit unserer Ankunft pausenlos mit lauter Stimme gequatscht hatten, wurden immer lauter und fröhlicher, so dass wir uns Gedanken machten, eventuell den Platz zu tauschen. Zunächst aber kochte Tomoko ein großartig schmeckendes Abendessen, gebratenes Gemüse mit Tofu und Cashew-Nüssen in süß-saurer Soße. Dazu gab es Reis. Da wir nur eine Dose Bier kalt gestellt hatten, trank ich das Bier und Tomoko ein Glas Weißwein dazu, das schmeckte wirklich hervorragend. |
Wir hatten unseren Tisch in die Sonne gestellt. Als die aber hinter den Bäumen langsam verschwand, wurde es merklich kühler. Die Leute nebenan wurden immer fröhlicher, so dass wir uns entschlossen, zur Rezeption zu gehen und um einen ruhigeren Platz zu bitten. Wir hatten auch schon einen gefunden, auf den wir problemlos wechseln durften. Schnell gingen wir zum Auto zurück, packten alles wild durcheinander ins Auto, einschließlich des noch ungespülten Geschirrs, und verließen fluchtartig den Platz. Am neuen Stellplatz angekommen, schloss ich alles wieder an (Gas und Strom), machte Wasser heiß und spülte das schmutzige Geschirr, während Tomoko schon duschen ging. Ein Grey Shrike-thrush sang dazu mit solch variablen Strophen, die ein wenig an den Gesang der heimischen Nachtigall erinnerten. Das war wesentlich angenehmer als das Geschrei unserer Nachbarn vorhin. Eine schmale Mondsichel am Himmel erinnerte daran, dass es jetzt wieder langsam auf Vollmond zuging. Tomoko bereitete schon für morgen früh Sandwichs vor, da wir zeitig ohne zu frühstücken aufbrechen wollen, um einige Gebiete zu erkunden, die in der heute erhaltenen Broschüre als aussichtsreich für Vogelbeobachtung beschrieben waren. Ich schrieb noch meinen Tagesbericht fertig, Tomoko arbeitete wie immer mit ihrem Netbook. Früh gegen 21.15 h gingen wir schlafen. |